Freitag, 11. April 2008

Schweizer Mithilfe am Völkermord in Ruanda?

Der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss erzählt in seinem Roman „Hundert Tage“ die Geschichte eines Schweizer Entwicklungshelfers, der Anfang der 90er Jahre nach Ruanda fährt und den Völkermord miterlebt. Eine zentrale Rolle spielt im Buch die Frage der Mitschuld der Schweiz an der Ermordung Hundertausender Tutsi durch den regierenden Hutu. Sein Buch ist äussert provozierend und höchst interessant zu lesen.

Klappentext: Ruanda, April 1994, in Kigali wütet der Mob. David, Mitarbeiter der Schweizer Entwicklungshilfe, hat das Flugzeug, mit dem die letzten Ausländer evakuiert wurden, abfliegen lassen. Er versteckt sich hundert Tage in seinem Haus, vom Gärtner mit Nahrung versorgt - und mit Informationen über Agathe, Tochter eines Ministerialbeamten, die der Grund für sein Bleiben ist. Die vergangenen vier Jahre ihrer Liebe ziehen ihm durch den Kopf, die Zeit, die er als Entwicklungshelfer in Kigali verbrachte. Millionen wurden in ein totalitäres Regime gepumpt, das schließlich, als es die Macht an eine Rebellenarmee zu verlieren drohte, einen Genozid organisierte. Auch David wurde zum Komplizen der Schlächter, und als die Aufständischen Kigali einnehmen, flieht er mit den Völkermördern über die Grenze. Dort findet er in einem Flüchtlingslager Agathe wieder, aber es ist nicht die Frau, die er einmal liebte.

Streitgespräch zwischen dem Autor und Martin Fässler, Mitarbeiter der DEZA (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit): http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/varia/858975.html

Ein weiteres empfehlenswertes Buch über die Mitschuld der Weltgemeinschaft am Völkermord in Ruanda ist auch „Handschlag mit dem Teufel. Die Mitschuld der Weltgemeinschaft am Völkermord in Ruanda“ von Roméo Dallaire, dem ehemaligen Kommandeur der UN-Blauhelmtruppe in Ruanda.

Lukas Bärfuss: Hundert Tage. Wallstein Verlag, Göttingen 2008

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