Donnerstag, 15. Mai 2008

Juristische und literarische Aufarbeitung der Rekrutierung von Kindersoldaten

Am 23. Juni 2008 beginnt vor dem internationalen Strafgerichtshof (ICC) das erste Verfahren wegen der Rekrutierung von Kindersoldaten. Der kongolesische Rebellenführer Thomas Lubanga wird beschuldigt, Kriegsverbrechen begangen zu haben, indem er Kinder von weniger als 15 Jahren in die Streitkräfte aufgenommen und bei den kriegerischen Auseinandersetzungen eine aktive Rolle hatte spielen lassen.

Seit Januar 2008 läuft zudem das Verfahren gegen Charles Taylor, den ehemaligen Präsidenten von Liberia, vor dem Spezialgerichtshof für Sierra Leone. Auch er wird beschuldigt, unter 15-jährige Kinder rekrutiert und benutzt zu haben und damit das humanitäre Völkerrecht in schwerwiegender Weise verletzt zu haben. Auf der Webseite des Gerichtshofs kann der Prozess gegen Taylor täglich live mit einem Video-Stream verfolgt werden.

Vor wenigen Tagen ist die deutsche Übersetzung des Erfolgsroman „Du sollst Bestie sein!“ (im Original „Beasts of no nation“) von Uzodinma Iweala erschienen. Der Autor erzählt die fiktive Geschichte des neunjährigen Agu, der als Kindersoldat schlimmste Verbrechen begeht. Für Aufsehen sorgte der Roman vor allem wegen seiner ungewöhnlichen Sprache: Die Geschehnisse werden aus der Perspektive von Agu in der Ich-Form und in der Gegenwart geschildert, in einer einfachen, lautmalerischen Sprache und ohne explizit moralischen Wertungen. Als Leser ist man hin- und hergerissen zwischen Mitleid mit dem Opfer Agu und Abscheu vor dem Täter Agu.

Uzodinma Iweala, Du sollst Bestie sein!, Ammann-Verlag, Zürich 2008

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